Preisträgerin 2023 des mit € 5.000,00 dotierten und ausschließlich unter Studierenden der HfG Offenbach ausgeschriebenen Fotopreises ISO 5000 der Hans und Annemarie Weidmann-Stiftung ist Lena Bils. Der Name des Preises verweist auf den erweiterten Möglichkeitenhorizont der Fotografie, der deutlich über das menschliche Auge hinausgeht. Mit dem Preis verbunden ist eine Ausstellung in der Englischen Kirche in Bad Homburg, die traditionell im Folgejahr das dann realisierte Projekt zeigt.
In ihrer Arbeit I want to believe bewegt sich Lena Bils zwischen zwei Welten, die auf den ersten Blick wenig miteinander verbindet: die Filmwelt der andalusischen Wüste Tabernas, seit Jahrzehnten Drehort für eine Vielzahl an Westernfilmen und die Glaubenswelt des Klosters Montserrat nahe Barcelona, Ort von Marienerscheinungen, Wunderheilungen und, eine eher moderne Entwicklung: UFO-Sichtungen. Geht es einerseits um das Schaffen fiktiver Welten mit möglichst hohem Realitätsanspruch, um anderen eine kurze Auszeit vom Alltag zu schenken, geht es andererseits um die Schöpfung von metaphysischen Welten mitsamt ihren Erlösungsversprechen, die dadurch real werden, dass an sie geglaubt wird. Was im Film gewissermaßen – zunächst – immer bewusst Fiktion ist, lässt sich in Montserrat nicht mehr so einfach als Fiktion definieren. Der Mensch an beiden Orten als Schöpfer seiner eigenen Realitäten? Aber wo, so Lena Bils, endet die Realität, beginnt die Fiktion?
In der geplanten Fotoserie spielt sie im Grenzbereich zwischen diesen beiden Polen, so dass der Übergang weg von der Realität sich langsam auflöst in einer Grauzone hin zur Fiktion. Lichtgestaltung, Perspektive und der Gebrauch von Symbolen ermöglichen dem Betrachter Assoziationen zu übernatürlichen Geschehnissen.
Überzeugt hatte die Jury neben dem komparativen Element zweier Welten auch der thematisch nahezu wutbürgerliche Gedanke: die Zeiten sind kompliziert, einfache Antworten gibt es nicht und wie kann man dem bloß entgehen, wenn nicht durch das Schaffen ganz eigener Welten? Diese beispielhaften Gedankenstränge, denen Lena Bils folgt, hinterfragen dieses Changieren zwischen Ausblenden der Welt und Flucht in die Fiktion…
Der Fotopreis ISO 5000 wird jährlich ausgeschrieben. Die Preisjury bilden aktuell Sabine Schirdewahn von der RAY Fotografie-Triennale, sowie René Koch und Sascha Mintkiewicz seitens der Stiftung.
Vernissage: Freitag, 26. April 2024, 19 Uhr
Öffnungszeiten: Mi – Fr 16 bis 19 Uhr, Sa, So und Feiertage 14 bis 18 Uhr